Prüfung der Voraussetzungen für eine GKV-Kostenübernahme der CAM-Therapie
Mit dieser Checkliste können Sie die gesetzlichen Anforderungen der Kostenübernahme für eine Therapie mit Cannabisarzneimittel durch die gesetzliche Krankenversicherung schnell und einfach überprüfen.
Eine Krankheit gilt als schwerwiegend, wenn…
Beispielhafte Erkrankungen, die aufgrund BSG-Urteilen grundsätzlich als schwerwiegend gelten: Multiple Sklerose, Krebs, AIDS, ausgeprägtes Restless-Legs-Syndrom „mit massiven Schlafstörungen und daraus resultierenden erheblichen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen“ oder Myopathie wegen Myoadenylate-Deaminase-Mangels
Als grundsätzlich nicht schwerwiegend gelten beispielsweise: rheumatische Gelenkbeschwerden (außer rheumatoide Arthritis im Endstadium), Schwindelzustände oder spastische Abdominalbeschwerden beim Reizdarmsyndrom
Eine zentrale Fragestellung der gesetzlichen Voraussetzungen für eine Kostenübernahme der Therapie mit CAM ist die “nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome”. Im Klartext bedeutet dies, dass die vorzulegenden Unterlagen im Bezug auf eine positive Auswirkung der Symptome der Erkrankung einen hohen Evidenzgrad aufweisen sollten.
Da Cannabisarzneimittel zur Behandlung verschiedener chronischer Erkrankungen und/oder Symptomen eingesetzt werden, stellt sich demnach die Frage nach vorliegender Evidenz. Basierend auf Ihrer Auswahl des Beschwerdebildes, das mit CAM behandelt werden soll, erhalten Sie einen Vergleich wissenschaftlicher Übersichtsarbeiten, dem Evidenzlevel und Empfehlungen für die entsprechende Indikation.
Cannabis in der Schmerzmedizin v2.0, Praxisleitlinie, Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin, 2024
Kassenärztliche Bundesvereinigung: Cannabisarzneimittel, 2023
BfArM: Abschlussbericht der Begleiterhebung zur Verschreibung und Anwendung von Cannabisarzneimitteln, 2022
Whiting, Wolff et al.: Cannabinoids for Medical Use: A Systematic Review and Meta-analysis, 2015
Schweizerische Gesellschaft für Cannabis in der Medizin (SGCM): Allgemeine Informationen zur Anwendung von Medizinalcannabis für Fachpersonen, 2024
The Green Textbook – Principles of Good Clinical Practice for Treatment with Medical Grade Cannabis Fourth Edition, 2025
Health Canada: Information for HCP: Cannabis (marihuana, marijuana) and the cannabinoids, 2018
Bei der Durchführung einer Therapie mit Cannabisarzneimitteln müssen Kontraindikationen sorgfältig geprüft werden:
Schwangerschaft und Stillzeit
Liegt eine Schwangerschaft vor? Stillt die Patientin?
Hypersensitivtätsreaktionen gegenüber CAM
Liegen Hinweise auf eine Hypersensitivität gegenüber Cannabisarzneimittel vor?
Psychiatrische Erkrankungen
Liegt eine schwere psychiatrische Erkrankung, insbesondere Psychose (auch außerhalb einer floriden Phase) vor?
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Liegt eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung vor? (Aufgrund der Gefahr von Pulsfrequenzänderungen, Blutdruckentgleisungen oder orthostatischer Hypotonie)
Suchterkrankungen oder Substanzabhängigkeit
Liegt eine aktuelle oder frühere Abhängigkeitserkrankung vor? Besteht ein erhöhtes Risiko für Missbrauch oder Abhängigkeit?
Medikamenteninteraktionen
Werden Medikamente eingesetzt, die das zentrale Nervensystem beeinflussen (bspw. Benzodiazepine, trizyklische Antidepressiva, Amphetamine)?
Bevor eine CAM Therapie eingeleitet wird, muss überprüft werden, ob andere, dem medizinischen Standard entsprechende und allgemein anerkannte Therapien zur Verfügung stehen.
Therapieoptionen prüfen:
Wurden alle anderen medizinisch anerkannten und dem aktuellen Standard entsprechenden Therapieversuche geprüft. Liegen dokumentierte Therapieversuche mit anderen Methoden vor?
Wirksamkeit alternativer Therapien:
Haben andere Therapien keine ausreichende Linderung der Symptome erzielt? Gibt es Belege für die Unwirksamkeit bisheriger Behandlungen?
Nebenwirkungen alternativer Therapien:
Sind schwerwiegende Nebenwirkungen bei anderen Therapiemethoden aufgetreten? Wurde dies medizinisch dokumentiert und mit dem/der Patient*in besprochen?
Hinweis: Es reicht die medizinisch begründete und nachvollziehbare Einschätzung aus, dass die Behandlungen nicht zur Anwendung kommen können.
Diese Übersicht zeigt die Tagestherapiekosten, unterteilt nach Cannabinoid-Arzneimittelgruppen, einschließlich Fertigarzneimitteln und cannabinoidhaltigen Phytopharmaka. Die Gliederung der Kosten nach Dosierungsbereichen (sehr niedrig bis sehr hoch) unterstützt Sie dabei, die Wirtschaftlichkeit verschiedener Therapieoptionen zu bewerten.
Dosierungsbereiche: Dronabinol 2,5-30 mg/d, Cannabisextrakte 0,1-1,2 mL/d (25 mg THC/mL), Cannabisblüten 0,16-2,0 g/d, Sativex® 1-12 Hübe/d (12 Hübe/d Maximaltagesdosis im Mittel-hoch-Bereich), Canemes® 0,5-6 Kapseln/d
Tagestherapiekosten: Berechnung basierend auf Rezept für 30 Tage, Lauer-Taxe 12/2024 (Apothekeneinkaufspreis für Dronabinol 0,14 €/mg THC), Canemes® (Apothekenverkaufspreis 455 €/28 Stück), Sativex® (Apothekenverkaufspreis 353,87 €/30 mL), Heilmittelverordnung 2024, gemäß Anlage 10 der Hilfstaxe (Cannabisblüten 9,52 €/g). Da die Kosten von Cannabisextrakten sehr variieren können, wurde für die Berechnungen ein vergleichbares Produkt zu Dronabinol verwendet: Cannabisextrakte mit 25 mg THC/mL (basierend auf Apothekeneinkaufspreis von 4,97 €/mL) bilden die Grundlage für den Vergleich von Dronabinol- und Cannabisextrakten.
Welches Cannabisarzneimittel soll verordnet werden?