Prüfung der Voraussetzungen für eine GKV-Kostenübernahme der CAM-Therapie

Mit dieser Checkliste können Sie die gesetzlichen Anforderungen der Kostenübernahme für eine Therapie mit Cannabisarzneimittel durch die gesetzliche Krankenversicherung schnell und einfach überprüfen.

1
Facharzt- und Zusatzbezeichnungen
Liegen die grundlegenden Voraussetzungen (u.a. schwerwiegende Erkrankung) vor, können Cannabisarzneimittel zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung von Ärztinnen und Ärzten mit bestimmten fachlichen Qualifikationen ohne vorherige Genehmigung verschrieben werden.
Facharzt- und Schwerpunktbezeichnungen
Zusatzbezeichnungen
2
Erfolgt die Behandlung im Rahmen einer SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung)?
Im Rahmen der Versorgung innerhalb der SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung) wird die Verordnung von Cannabinoiden erleichtert, da die betroffenen Patienten in der Regel die erforderlichen Voraussetzungen für eine Kostenübernahme der Therapie mit CAM erfüllen.
Ja
Nein
3
Prüfen Sie, ob eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt

Eine Krankheit gilt als schwerwiegend, wenn…

  • eine Heilung bei endgradigen Zuständen nach menschlichem Ermessen nicht mehr möglich ist und/oder
  • die konkreten Auswirkungen der Erkrankung auf die Aktivität und Teilhabe die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten auf Dauer (mindestens 6 Monate) nachhaltig beeinträchtigt und/oder
  • die Erkrankung schwerwiegende Symptome aufzeigt, die mit körperlichen, psychischen und sozialen Beeinträchtigungen einhergehen

Beispielhafte Erkrankungen, die aufgrund BSG-Urteilen grundsätzlich als schwerwiegend gelten: Multiple Sklerose, Krebs, AIDS, ausgeprägtes Restless-Legs-Syndrom „mit massiven Schlafstörungen und daraus resultierenden erheblichen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen“ oder Myopathie wegen Myoadenylate-Deaminase-Mangels

Als grundsätzlich nicht schwerwiegend gelten beispielsweise: rheumatische Gelenkbeschwerden (außer rheumatoide Arthritis im Endstadium), Schwindelzustände oder spastische Abdominalbeschwerden beim Reizdarmsyndrom

Liegt eine schwerwiegende Erkrankung vor?
Ja
Nein
4
Diagnose zur Begründung einer Behandlung mit Cannabisarzneimittel

Eine zentrale Fragestellung der gesetzlichen Voraussetzungen für eine Kostenübernahme der Therapie mit CAM ist die “nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome”. Im Klartext bedeutet dies, dass die vorzulegenden Unterlagen im Bezug auf eine positive Auswirkung der Symptome der Erkrankung einen hohen Evidenzgrad aufweisen sollten.

Da Cannabisarzneimittel zur Behandlung verschiedener chronischer Erkrankungen und/oder Symptomen eingesetzt werden, stellt sich demnach die Frage nach vorliegender Evidenz. Basierend auf Ihrer Auswahl des Beschwerdebildes, das mit CAM behandelt werden soll, erhalten Sie einen Vergleich wissenschaftlicher Übersichtsarbeiten, dem Evidenzlevel und Empfehlungen für die entsprechende Indikation.

Hinweis: Die Rechtsprechung geht von dem Grundsatz aus: Je schwerwiegender eine Erkrankung und „hoffnungsloser“ die Situation ist, desto geringer sind die Anforderungen an die „ernsthaften Hinweise“ auf einen nicht ganz entfernt liegenden Behandlungserfolg (Urteil des BSG vom 04.04.2006, Az.: B 1 KR 7/05 R).
Indikationsbereich
Diagnose/Indikation
Vergleich ausgewählter Übersichtsarbeiten: Empfehlungen im Überblick
Übersichtsarbeiten Deutschland

Cannabis in der Schmerzmedizin v2.0, Praxisleitlinie, Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin, 2024

-

Kassenärztliche Bundesvereinigung: Cannabisarzneimittel, 2023

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BfArM: Abschlussbericht der Begleiterhebung zur Verschreibung und Anwendung von Cannabisarzneimitteln, 2022

-
Übersichtsarbeiten International

Whiting, Wolff et al.: Cannabinoids for Medical Use: A Systematic Review and Meta-analysis, 2015

-

Schweizerische Gesellschaft für Cannabis in der Medizin (SGCM): Allgemeine Informationen zur Anwendung von Medizinalcannabis für Fachpersonen, 2024

-

The Green Textbook – Principles of Good Clinical Practice for Treatment with Medical Grade Cannabis Fourth Edition, 2025

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Health Canada: Information for HCP: Cannabis (marihuana, marijuana) and the cannabinoids, 2018

-
5
Kontraindikationen prüfen

Bei der Durchführung einer Therapie mit Cannabisarzneimitteln müssen Kontraindikationen sorgfältig geprüft werden:

Absolute Kontraindikationen
  • Schwangerschaft und Stillzeit

    Liegt eine Schwangerschaft vor? Stillt die Patientin?

  • Hypersensitivtätsreaktionen gegenüber CAM

    Liegen Hinweise auf eine Hypersensitivität gegenüber Cannabisarzneimittel vor?

  • Psychiatrische Erkrankungen

    Liegt eine schwere psychiatrische Erkrankung, insbesondere Psychose (auch außerhalb einer floriden Phase) vor?

Strenge Kontraindikationen
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen

    Liegt eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung vor? (Aufgrund der Gefahr von Pulsfrequenzänderungen, Blutdruckentgleisungen oder orthostatischer Hypotonie)

  • Suchterkrankungen oder Substanzabhängigkeit

    Liegt eine aktuelle oder frühere Abhängigkeitserkrankung vor? Besteht ein erhöhtes Risiko für Missbrauch oder Abhängigkeit?

  • Medikamenteninteraktionen

    Werden Medikamente eingesetzt, die das zentrale Nervensystem beeinflussen (bspw. Benzodiazepine, trizyklische Antidepressiva, Amphetamine)?

Wurden die Kontraindikationen sorgfältig geprüft und können ausgeschlossen werden?
Ja
Nein
6
Evaluation von allgemein anerkannten Therapien als Alternative vor der Verordnung von Cannabisarzneimitteln

Bevor eine CAM Therapie eingeleitet wird, muss überprüft werden, ob andere, dem medizinischen Standard entsprechende und allgemein anerkannte Therapien zur Verfügung stehen.

  • Therapieoptionen prüfen:

    Wurden alle anderen medizinisch anerkannten und dem aktuellen Standard entsprechenden Therapieversuche geprüft. Liegen dokumentierte Therapieversuche mit anderen Methoden vor?

  • Wirksamkeit alternativer Therapien:

    Haben andere Therapien keine ausreichende Linderung der Symptome erzielt? Gibt es Belege für die Unwirksamkeit bisheriger Behandlungen?

  • Nebenwirkungen alternativer Therapien:

    Sind schwerwiegende Nebenwirkungen bei anderen Therapiemethoden aufgetreten? Wurde dies medizinisch dokumentiert und mit dem/der Patient*in besprochen?

Hinweis: Es reicht die medizinisch begründete und nachvollziehbare Einschätzung aus, dass die Behandlungen nicht zur Anwendung kommen können.

Sind andere leitlinienkonformen Therapieoptionen geprüft und dokumentiert, und wurde festgestellt, dass keine ausreichende Wirksamkeit oder Verträglichkeit erzielt werden konnte?
Ja
Nein
7
GKV CAM Therapiekostenvergleich und Wirtschaftlichkeitsprüfung

Diese Übersicht zeigt die Tagestherapiekosten, unterteilt nach Cannabinoid-Arzneimittelgruppen, einschließlich Fertigarzneimitteln und cannabinoidhaltigen Phytopharmaka. Die Gliederung der Kosten nach Dosierungsbereichen (sehr niedrig bis sehr hoch) unterstützt Sie dabei, die Wirtschaftlichkeit verschiedener Therapieoptionen zu bewerten.

Dosierungsbereiche: Dronabinol 2,5-30 mg/d, Cannabisextrakte 0,1-1,2 mL/d (25 mg THC/mL), Cannabisblüten 0,16-2,0 g/d, Sativex® 1-12 Hübe/d (12 Hübe/d Maximaltagesdosis im Mittel-hoch-Bereich), Canemes® 0,5-6 Kapseln/d

Tagestherapiekosten: Berechnung basierend auf Rezept für 30 Tage, Lauer-Taxe 12/2024 (Apothekeneinkaufspreis für Dronabinol 0,14 €/mg THC), Canemes® (Apothekenverkaufspreis 455 €/28 Stück), Sativex® (Apothekenverkaufspreis 353,87 €/30 mL), Heilmittelverordnung 2024, gemäß Anlage 10 der Hilfstaxe (Cannabisblüten 9,52 €/g). Da die Kosten von Cannabisextrakten sehr variieren können, wurde für die Berechnungen ein vergleichbares Produkt zu Dronabinol verwendet: Cannabisextrakte mit 25 mg THC/mL (basierend auf Apothekeneinkaufspreis von 4,97 €/mL) bilden die Grundlage für den Vergleich von Dronabinol- und Cannabisextrakten.

CAM Info

Differenzierung, Dosierung und Wirkspiegel

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